Ausstellung "Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne" . Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz 2020 (Foto: Andreas Kuhrt)

Ausstellung Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne 2020

26.06.-01.11.2020 Kunstgewerbemuseum Wasserpalais Schloss Pillnitz

Das ist eine lange Geschichte: ab 2004 entwickelte die form+zweck-Verlagsgründerin Angelika Petruschat die Idee, Beiträge/Ausstellungen über Frauen der DDR-Designgeschichte zu machen, die in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu kurz kommen, z.B. über Christa Petroff-Bohne. Sie war eine der bedeutendsten Protagonistinnen des modernen funktionalen Designs in der DDR: 1934 in Colditz/Sachsen geboren, lernte sie Keramikmalerin, studierte Formgestaltung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Hochschule für Angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Sie arbeitete als Designerin u.a. beim Auer Besteck- und Silberwarenwerk (ABS), für viele Gebrauchsporzellan-Hersteller und andere Industriebetriebe und wurde Dozentin für Ästhetische Gestaltung im Bereich Formgestaltung/Keramik an der Kunsthochschule Berlin Weißensee (KHB).

Über fast 15 Jahre verfolgte Angelika Petruschat dieses Vorhaben und sammelte Material, um eine umfassende Darstellung des Lebenswerkes von Christa Petroff-Bohne veröffentlichen zu können. 2018 starb Angelika Petruschat nach kurzer schwerer Krankheit. Jörg Petruschat (Design-Kulturwissenschaftler) führt den Verlag form+zweck weiter und verwirklichte die Idee seiner Frau. Mit dem gesammelten Bildmaterial, Informationen und Texten wurde 2020 ein wirklich umfassendes Buch „Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne“ herausgegeben (288 Seiten, Verlag form+zweck, Berlin 2020, Herausgeber: Silke Ihden-Rothkirch und Jörg Petruschat, Gestaltung: Sophie Alex, ISBN 978-3-947045-17-4).

Parallel zum Buch wurde eine Ausstellung über den Werdegang, die Designleistungen und Gestaltungslehre von Christa Petroff-Bohne konzipiert. Die gleichnamige Ausstellung „Schönheit der Form. Die Designerin Christa Petroff-Bohne“ wird 2020 im Kunstgewerbemuseum im Wasserpalais Schloss Pillnitz (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) gezeigt. Kuratoren der Ausstellung sind Klára Němečková (Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Spezialgebiet zeitgenössisches Design im Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz), Jörg Petruschat, Silke Ihden-Rothkirch, Mitarbeit: Anne Gieritz (Sammlungsverwalterin am Kunstgewerbemuseum), Ausstellungsarchitektur: Katleen Arthen (Berlin), Grafik: Torsten Köchlin (Leipzig), Joana Katte (Hamburg). 2021 soll die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu sehen sein.

Neben ihrem Werdegang als Industriedesignerin, vielen Gestaltungsbeispielen aus allen Schaffensphasen, Ikonen des Industriedesigns in der DDR wird ihrer Lehrtätigkeit an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ein großer Ausstellungsteil gewidmet. Wir waren 1979-84 Studenten des Fachgebietes Formgestaltung an der KHB. Dort war sie im 2. Studienjahr unsere Dozentin für Visuelles Gestalten für die Fachrichtungen Formgestaltung und Keramik. „Frau Professor“ hat aber keine theoretische Ästhetiklehre vermittelt, sondern Grundlagen der Formgebung und Farbgestaltung in praktischen Übungen. Dabei ging es darum, Präzision und Feingefühl in der formal-ästhetischen Gestaltung von Formen und Farben zu entwickeln. Viele dieser Studentenarbeiten hat Christa Petroff-Bohne aufbewahrt und sie sind in der Ausstellung neben ihren eigenen Designarbeiten zu sehen.

Eine Übung war, aus (selbst gegossenen möglichst „reinen“ Gipsblöcken) Formabwandlungen durch Anschnitte/Abwandeln von geometrischen Grundformen (Würfel oder Kugel) zu kreieren. Zwei dieser Formabwandlungen, die ich 1981/82 als Gipsobjekte hergestellt habe, sind in der Ausstellung zu sehen: Würfel mit Kugelkalotten-Anschnitten. Eine andere Formübung war, Querschnittsverwandlungen formal zu bewältigen. Im Bereich Farbgestaltung hat sich bei uns das „Stubbeln“ besonders eingeprägt (wie die Berliner Sächsin den Schwammauftrag von Farbe auf Papier nannte). Daraus haben wir einen Farbenkatalog aller denkbaren Farbmischungen (z.B. Hellrosa anilinhaltig zu Chromoxydgrün oder Schwefelgelb zu Ultramarin) hergestellt und dabei schon allerhand über Mischfarben und unsere Kommilitonen erfahren (z.B. Mut zu gewagten Farbmischungen, Farbtoleranz an den Händen für ca. 2 Wochen). Aus diesem Farbreihen-Katalog haben wir dann 9er-Farbklänge im 3×3-Raster entwickelt (in der Ausstellung sind auch welche von uns zu sehen). Diese Farbübungen haben übrigens mein Farbempfinden nachhaltig geprägt, z.B. habe ich daraus später die Fotosynthese-Collagen entwickelt. Mit den Erfahrungen und Fertigkeiten des formgestalterischen Grundlagenstudiums an der KHB bei Christa Petroff-Bohne und Alfred Hückler (technisch/technologische Gestaltung) haben wir unsere Grundlage als Designer als Beruf/Berufung bekommen.

Eine interne feierliche Ausstellungseröffnung gab es nur im kleinen Kreis auf der Terrasse des Wasserpalais Schloss Pillnitz mit Christa Petroff-Bohne, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums Thomas Geisler, den Ausstellungsmachern Klára Němečková, Silke Ihden-Rothkirch, Jörg Petruschat, Anne Gieritz (Sammlungsverwalterin am Kunstgewerbemuseum) und einigen Begleitern von Frau Petroff-Bohne. Wir (Manuela Hahnebach, Andreas Kuhrt) hatten das große Glück, bei dieser internen Eröffnung dabei sein zu können. Es war schön, unsere „Frau Professor“ nach 35 Jahren wieder zu sehen und sich mit ihr an gemeinsame Zeiten an der KHB zu erinnern. „Frau Professor“ ist auch mit 86 immer noch erstaunlich agil, sehr aufgeweckt, offen, zugewandt und freundlich. Bei dieser Gelegenheit war es auch schön, unseren alten Studienkumpel Bernd (www.glier.info) wieder zu treffen, der uns eigentlich erst auf diese Ausstellungseröffnung gebracht hatte.

Mehr Informationen: kunstgewerbemuseum.skd.museum/… | Ausstellungsflyer (PDF 2 MB) | blog.craft2eu.net/… | www.mdr.de/… | www.smow.com/… | www.stiftung-industrie-alltagskultur.de/… | de.wikipedia.org/…

Modulare Arbeitsplatzleuchte . Semesterarbeit Produktgestaltung Andreas Kuhrt . KHB . 1982 (Betreuer: Alfred Hückler)

Design Arbeitsplatzleuchte Semesterarbeit 1982

Als erstes reales Gestaltungsprojekt sollten 4 Formgestaltungs-Studenten (Bernd Glier, Christoph Geyer, Michael Sohn und ich) im 3. Studienjahr Arbeitsplatzleuchten gestalten (Betreuer: Dietmar Pallocks). Einzige Vorgabe war die Verwendung kleiner Leuchtstofflampen (in zwei Größen: ca. 15 und 30 cm lang). Dazu musste man sich erst mal mit Beleuchtung, Lichtausbeute, Lichtleitung, Reflexion, optimale Lichtverteilung am Arbeitsplatz und so beschäftigen – das kann schon eine Weile dauern, bis man Lichttechniker ist.

Ich hab eine modulare Leuchte entworfen, bei dem einzelne Beleuchtungseinheiten auf einen Ständerstab gesteckt werden können. Jede Beleuchtungseinheit bestand aus Trafogehäuse, Verbindungsstück und der eigentlichen Leuchte. Die Gegenüberstellung von Trafogehäuse und Leuchte sollte eine ausgeglichene Gewichtsverteilung bewirken, damit die gesamte Leuchte nicht kippt. Die Modulbauweise sollte ermöglichen, dass auch mehrere Leuchten in unterschiedlicher Ausrichtung verwendet werden können (denn eine einzelne 8-Watt-Lampe schien mir ein bisschen wenig für eine brauchbare Arbeitplatzbeleuchtung). Mit gegenüber stehenden Leuchten könnte man dann schon eine Arbeitsplatzbreite von etwa 60 statt 30 cm beleuchten. Mit dem senkrechten Führungsstab musste es eine klassische Stehleuchte mit Standfuß werden. Für den Standfuß mit relativ großem Durchmesser (zur Kippsicherheit) hatte ich die Idee eines Tiefziehteils, in dem 4 schalenartige Bereiche zur Ablage von Kleinteilen genutzt werden können. Völlig ungeklärt war aber der technisch-konstruktive Aufbau der eigentlichen Leuchteneinheit.

Bei den Mitstudenten sind völlig andere Leuchten entstanden:
Bernd Glier: eine raumgreifende Stahlrohr-„Bogenlampe“
Christoph Geyer: eine bogenförmig gespannte minimalistische Draht-Blech-Konstruktion, die „Schwippe“
Michael Sohn: eine kleine kompakte, durchdachte Leuchte in Form eines liegenden U (da war sogar die Konstruktion des Trafogehäuses schon fertig)

Produkt Design

1979 – 84: Studium Industriedesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Abschluss als Diplomdesigner. Meine Diplomarbeit: ein Elektrorasier mit Haarschneideaufsatz wurde von Bergmann Borsig Berlin als bebo sher 2005 und bebo Sher V (Redesign: Brigitte Pietsch) seit 1985 einige Jahre produziert.

1984 – 92: Arbeit als Produktdesigner für elektrische Haushaltsgeräte im Elektrogeräte­werk Suhl. Meine Aufgaben waren Rührgeräte, Elektromesser, Akkugeräte, Haarschnei­demaschinen, Warmwasser­geräte (Heißwasserspeicher, Durchlauferhitzer) und Staubsauger.

Danach Arbeit als freier Designer.