Bauhaushotel "Haus des Volkes" Probstzella: Saal (Foto: Andreas Kuhrt)

Seminargruppentreffen Probstzella 2019

2019 hatten wir 35 Jahre nach dem Studienabschluss mal wieder ein „Seminargruppentreffen“ arrangiert. Als Treffpunkt hatte Manuela (im Bauhausjahr) das Bauhaushotel „Haus des Volkes“ in Probstzella an der Thüringer Grenze zu Bayern ausgesucht. Wir hatten versucht, möglichst alle 9 Formgestaltungs-Diplomanden 1984 der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zusammenzubekommen, aber das war terminlich ein Ding der Unmöglichkeit. Also haben wir uns mit denen, die kommen wollten/konnten am ersten November-Wochenende 2019 in Probstzella getroffen: mit dabei waren Bernd Glier und Katrin, Rainer Ostermuth und Freundin Maria, Carsten Wienhold, Heike Hirsch (hatte in unserem Jahrgang Keramik an der KHB studiert), Thomas Hofmann (Grafik) und Freundin Valdelice und natürlich Manuela Hahnebach und ich, Andreas Kuhrt. Probstzella liegt ziemlich weit südlich im Thüringer Schiefergebirge direkt an der Grenze zu Bayern. Früher lag der 2000-Einwohner-Ort im abgeriegelten Grenzgebiet der streng bewachten Staatsgrenze der DDR zur BRD. Es gibt ein DDR-Grenzbahnhof-Museum (an der Strecke Berlin-Nürnberg-München) und einen erhaltenen ehemaligen Wachturm der Grenzsoldaten.

In dem kleinen abgelegenen Bergdorf im Loquitztal gibts noch etwas Besonderes: das größte Bauhaus-Architekturensemble Thüringens – das Bauhaushotel „Haus des Volkes“. Dort wollten wir uns im Bauhausjahr 2019 (100 Jahre Bauhaus-Gründung 1919 in Weimar) treffen. Das „Haus des Volkes“ ist ein (für den kleinen Ort) riesiger, rosaroter, alles überragender 5stöckiger Wuchtbau in der zweiten Häuserreihe in der Nähe des Bahnhofs Probstzella. Der Elektroingenieur, Unternehmer, Sozialdemokrat und -reformer Franz Itting (1875-1967) (Wikipedia) aus Saalfeld, der in Probstzella ein frühes E-Werk betrieb, hatte es als öffentliches Kulturhaus und Hotel 1925-27 bauen lassen. Zuerst im Historismus und Jugendstil vom Saalfelder Architekten Hermann Klapproth geplant und begonnen, übernahm der Bauhausstudent und spätere -meister Alfred Arndt 1926 den weiteren Bau und gestaltete den Baukörper, Anbauten, Ausstattung, Farbgebung bis zu Speisekarten durchgängig im Stil des neuen Bauens – Bauhaus eben. Sohn und Tochter von Franz Itting studierten nämlich selbst am Bauhaus Weimar, waren mit dem Jugendstilgebäude gar nicht einverstanden und vermittelten den Kontakt zu Alfred Arndt. Am 30. April/1. Mai 1927 wurde das „Haus des Volkes“ eingeweiht: ein Volkskulturhaus und Hotel mit Gaststätte, Saal für Theater- und Kinovorführungen, Feste, Tanzveranstaltungen, Bibliothek, Kegelbahn, Sporthalle, Schießbahn, Sauna, Park… Das Haus des Volkes sollte sowohl den Einheimischen als auch den angereisten Gästen (Bahnverbindung zwischen Berlin und Nürnberg) zur kulturellen Erbauung dienen und damit auch den Tourismus in dieser etwas abgehängten Gegend ankurbeln. In der Nazi-Zeit wurde der „rote Itting“ verhaftet und enteignet, nach dem 2. Weltkrieg wurde Itting als „Kapitalist“ wieder verhaftet und enteignet und die Familie siedelte schließlich ins 6 km entfernte Ludwigsstadt in Bayern über. Das verstaatlichte „Haus des Volkes“ wurde Sitz des DDR-Zollamtes, die Kultureinrichtungen waren aber für die Einheimischen weiter zugänglich. Nach der Wende 1990 ungenutzt (im Besitz der Treuhandgesellschaft), verfiel der Bau zunehmend und sollte eigentlich abgerissen werden. 2003 kaufte das Unternehmerpaar Antje und Dieter Nagel aus Probstzella (Saale-med Medizintechnik GmbH Probstzella) und ein Partner das Gebäude aus der Zwangsversteigerung, um es als Baudenkmal zu retten. Es wurde nach und nach (so originalgetreu wie möglich und für die Nutzung vertretbar) saniert und rekonstruiert, wird als Bauhaushotel (seit 2008), Gaststätte (seit 2005) und für Veranstaltungen genutzt. Dieses riesige Haus wirtschaftlich zu betreiben (bei gleichzeitigem Bevölkerungsschwund dieser abgelegenen Gegend), bleibt aber bestimmt eine Herausforderung.

Neben der Erkundung des Hauses außen und innen gabs den Film „Lotte am Bauhaus“ über Lotte Brendel als Studentin (Weberin wider Willen) am Bauhaus Weimar der 1920er Jahre. Manuelas Programm-Highlight war eine Auffrischung unseres Grundlagenstudiums nach 38 Jahren: 1980/81 stand im 2. Studienjahr Formgestaltung an der KHB im Fach Ästhetisches Gestalten bei Frau Prof. Christa Petroff-Bohne das „Stubbeln“ eines Farbkatalogs (Schwammauftrag diverser Farbreihen auf Karton) auf dem Programm. Damit wurden umfangreiche Farbkataloge mit möglichst vielen 3×3-cm-Farbschnipsel erstellt. Aus den quadratischen Farbschnipseln sollten dann freie 9er-Farbklänge (ohne Thema) zusammengestellt werden, um die ästhetische Wechselwirkung von Farben zu erkunden. Diese individuellen Farbkompositionen haben wir (Manuela und ich, die übrigens ein Stubbelpaar mit den gewagtesten Farbreihen waren, z.B. Hellrosa anilinhaltig zu Chromoxydgrün) später nachgestellt und auch die Farbkataloge haben wir noch. 2019 sollte jeder ehemalige KHB-Student zeigen, was er noch auf dem Farbkasten hat: 9er-Farbklänge des 21. Jahrhunderts. Es ging erst ein bisschen distanziert los, aber dann hats doch Spaß gemacht und wir haben munter in die Farbkiste gegriffen. Das Ergebnis sah eigentlich auch nicht viel anders aus, als früher. Natürlich haben wir auch in Erinnerungen geschwelgt und getratscht, was inzwischen alles passiert ist und was jeder so macht und natürlich auch ein bisschen über die gelästert, die nicht mit beim Treffen waren (das habt ihr nun davon, Ilona, Micha, Christoph und Ludwig).

Mehr Informationen über das „Haus des Volkes“:

bauhaushotel.com Website Bauhaushotel „Haus des Volkes“ Probstzella
www.bauhaus-probstzella.de Kultur- und Sportstiftung Probstzella
Haus des Volkes (Probstzella) @ Wikipedia
Bauhaus des Volkes / Das „Haus des Volkes“ des Franz Itting  @ michhof-arnstadt.de | 04.04.2017
Das „Haus des Volkes“ – Ein Hotel wie ein „gelandetes UFO“ | mdr, Michaela Reith, 09.09.2018
Anspruchsvolles Erbe | Frankfurter Rundschau, Katrin Groth, 12.04.2019
Die Seele von Probstzella | Der Freitag, Alexander Jürgens, 10/2019

Modulare Arbeitsplatzleuchte . Semesterarbeit Produktgestaltung Andreas Kuhrt . KHB . 1982 (Betreuer: Alfred Hückler)

Design Arbeitsplatzleuchte Semesterarbeit 1982

Als erstes reales Gestaltungsprojekt sollten 4 Formgestaltungs-Studenten (Bernd Glier, Christoph Geyer, Michael Sohn und ich) im 3. Studienjahr Arbeitsplatzleuchten gestalten (Betreuer: Dietmar Pallocks). Einzige Vorgabe war die Verwendung kleiner Leuchtstofflampen (in zwei Größen: ca. 15 und 30 cm lang). Dazu musste man sich erst mal mit Beleuchtung, Lichtausbeute, Lichtleitung, Reflexion, optimale Lichtverteilung am Arbeitsplatz und so beschäftigen – das kann schon eine Weile dauern, bis man Lichttechniker ist.

Ich hab eine modulare Leuchte entworfen, bei dem einzelne Beleuchtungseinheiten auf einen Ständerstab gesteckt werden können. Jede Beleuchtungseinheit bestand aus Trafogehäuse, Verbindungsstück und der eigentlichen Leuchte. Die Gegenüberstellung von Trafogehäuse und Leuchte sollte eine ausgeglichene Gewichtsverteilung bewirken, damit die gesamte Leuchte nicht kippt. Die Modulbauweise sollte ermöglichen, dass auch mehrere Leuchten in unterschiedlicher Ausrichtung verwendet werden können (denn eine einzelne 8-Watt-Lampe schien mir ein bisschen wenig für eine brauchbare Arbeitplatzbeleuchtung). Mit gegenüber stehenden Leuchten könnte man dann schon eine Arbeitsplatzbreite von etwa 60 statt 30 cm beleuchten. Mit dem senkrechten Führungsstab musste es eine klassische Stehleuchte mit Standfuß werden. Für den Standfuß mit relativ großem Durchmesser (zur Kippsicherheit) hatte ich die Idee eines Tiefziehteils, in dem 4 schalenartige Bereiche zur Ablage von Kleinteilen genutzt werden können. Völlig ungeklärt war aber der technisch-konstruktive Aufbau der eigentlichen Leuchteneinheit.

Bei den Mitstudenten sind völlig andere Leuchten entstanden:
Bernd Glier: eine raumgreifende Stahlrohr-„Bogenlampe“
Christoph Geyer: eine bogenförmig gespannte minimalistische Draht-Blech-Konstruktion, die „Schwippe“
Michael Sohn: eine kleine kompakte, durchdachte Leuchte in Form eines liegenden U (da war sogar die Konstruktion des Trafogehäuses schon fertig)

Produkt Design

1979 – 84: Studium Industriedesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Abschluss als Diplomdesigner. Meine Diplomarbeit: ein Elektrorasier mit Haarschneideaufsatz wurde von Bergmann Borsig Berlin als bebo sher 2005 und bebo Sher V (Redesign: Brigitte Pietsch) seit 1985 einige Jahre produziert.

1984 – 92: Arbeit als Produktdesigner für elektrische Haushaltsgeräte im Elektrogeräte­werk Suhl. Meine Aufgaben waren Rührgeräte, Elektromesser, Akkugeräte, Haarschnei­demaschinen, Warmwasser­geräte (Heißwasserspeicher, Durchlauferhitzer) und Staubsauger.

Danach Arbeit als freier Designer.